(Schoden/Ockfen/Wiltingen)
Die Winzer Roman Niewodniczanski aus Wiltingen und Markus Molitor
aus Bernkastel-Wehlen rekultivieren den Geisberg, früher eine
der Toplagen der Saar. Andreas Pauly, Ortsbürgermeister von
Schoden, kritisiert das Roden des Weinbergs auf einer Fläche
von zwölf Hektar.
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Der
Ockfener Bach plätschert leise durch die Viehweiden, auf
denen im Sommer Kühe und Pferde grasen. Außer
Vogelgezwitscher ist in dem idyllischen Tal üblicherweise
wenig zu hören. Bis es Ende Februar für sieben Tage laut
wurde. Raupen, Bagger und Traktoren rückten mit vielen
Arbeitern an, um eine Fläche von etwa zwölf Hektar zu
roden. Eigentümer der gerodeten Flächen sind das
Weingut van Volxem in Wiltingen (Verbandsgemeinde Konz) und der
Winzer Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen (Landkreis
Bernkastel-Wittlich). "Nachdem wir im Januar entschieden
haben, die Weinbergsflächen von mehr als 50 Eigentümern
zu kaufen, wurden wir von der Landwirtschaftskammer aufgefordert,
die Drieschen zu roden", sagt Roman Niewodniczanski, Inhaber
des Weinguts van Volxem. Eile war geboten, da laut
Bundesnaturschutzgesetz Bäume und Hecken zwischen dem 28.
Februar und dem 30. September nicht gefällt werden dürfen.
"Der Ockfener Geisberg war bis vor 90 Jahren eine der
Toplagen des Anbaugebiets Mosel", berichtet Niewodniczanski,
der zum Beweis eine Weinkarte des Pariser Nobelhotels Ritz aus der
Zeit um 1900 und die Gebote für diesen Wein auf der Trierer
Weinversteigerung aus der Jahrhundertwende vorlegt. Im Schnitt
hätten die Weine von der Saar 800 Reichsmark pro Fuder mehr
erzielt als die von der Mosel. "Höhere Preise wurden nur
für Weine aus den Lagen Scharzhofberger und Bockstein
gezahlt", sagt Niewodniczanski. Der Ortsbürgermeister
von Schoden, Andreas Pauly, ist zwiegespalten. Einerseits sei die
Reaktivierung der Lage Geisberg, die auf Schodener Gemarkung
liegt, unter weinbaulichen Gesichtspunkten zu begrüßen.
Er kritisiert jedoch, dass die Gemeinde von der Rekultivierung der
Fläche erst erfahren hat, "als die Winzer mit
Motorsägen, Baggern und Raupen Fakten geschaffen haben."
Auch habe das Roden von Teilen des Geisbergs große
Auswirkungen auf das Jagdrevier der Gemeinde, weil sich in dem nun
freien Bereich die "Kinderstube" etwa von Wildschweinen
und Rehen befunden habe. Zudem müssen laut Pauly Teile des
geplanten Saar-Riesling-Steigs neu trassiert werden, da
ursprünglich geplant war, dass er zum Teil über die
gerodete Fläche verläuft. Zur Klärung der
Unstimmigkeiten setzt Pauly auf Gespräche mit den neuen
Eigentümern, die er bald führen will. Die Kritik
lässt Gerd Benzmüller nicht gelten. Der Ockfener
Ortschef ist von dem Projekt fasziniert: "Niemand im Dorf
hätte geglaubt, dass auf dem Geisberg noch mal Wein angebaut
wird." Viele im Ort seien froh, dass die Rebflächen im
Geisberg nach 30 Jahren Brache wieder rekultiviert würden.
Und auch für den geplanten Seitensprung sieht er keine
Gefahr. "Der wird, da bin ich mir sicher, demnächst
kommen."
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